Lautsprecherbausatz SB18 Classic – Die Erfolgsstory
Zweiwegebox für mehr Bassdruck
Die Zweiwegebox SB 18 war der erste Bauvorschlag mit den damals brandneuen Chassis von SB Acoustics. Als sich diese Box im Laufe der Jahre als großer Wurf entpuppte, nahmen wir uns ihrer mit der "remastered" Version noch einmal an, denn damals folgten wir zunächst einmal weitgehend den Konstruktionsvorschlägen des Herstellers. Wetten, dass die SB 18 remastered noch mehr kann, als die Ursprungsversion?
Als wir damals unseren ersten SB-Acoustics-Bausatz vorstellten, ahnten wir nichts von der Erfolgsstory, die sich daraus entwickelte. Kurz vorher hatten sich einige Mitarbeiter der dänischen Traditionsfirmen Viva, Peerless und Scan Speak - nachdem diese von einem amerikanischen Konzern übernommen und neu strukturiert wurden - auf eigene Füße gestellt, um beim jahrzehntelang erfahrenen Hersteller Sinar in Indonesien selbst hochwertige Lautsprecherchassis nach eigenen, kompromisslosen Vorgaben zu günstigen Preisen fertigen zu lassen.
So nahmen wir das Angebot damals gerne an und die Chassis der neugegründeten SB Acoustics in unser Lieferprogramm auf. Es gab sogar schon zwei fertig konzipierte Anleitungen zum Gehäuse- und Weichenbau, auf deren Basis wir die erste SB 18 entwickeln konnten. Die Akzeptanz unter unseren Kunden war sehr hoch und reichte bis zu Jubelrufen in Leserberichten. Also legten wir schnell weitere Bauvorschläge nach, die mangels weiterer Vorschläge von SB Acoustics komplett in unserem Hause entstanden. Da wir unsere eigenen Vorstellungen und Qualitätsmaßstäbe in Bezug auf die Lautsprecherentwicklung und den daraus resultierenden Klang haben, passte am Ende die SB 18 nicht mehr so recht zu den anderen Familienmitgliedern SB 36, SB36 Center etc. .
Ein erfolgreiches und angesehenes Produkt abzuändern, ist so eine Sache, die nicht jeder Hersteller ohne Not angeht. Beim Einsatz als Stereolautsprecher war noch alles gut, doch für den homogenen Heimkinoeinsatz mussten wir der SB 18 den anderen Familienmitgliedern gerecht werdende Klangeigenschaften anerziehen. Noch hatte niemand einer Anpassung der Weiche erbeten, denn bisher waren alle mit dem Bausatz außerordentlich zufrieden. Und doch stand ein Update der Weichenschaltung an, um eine Heimkinoinstallation anderen SBs zu ermöglichen. Heute besteht die Familie aus weiteren Mitgliedern und sogar ein Centerspeaker ist mit dem SB 36 Center erhältlich. Durch Mails und Telefonate zu Heimkinoinstallationen dazu angeregt, haben wir uns also noch einmal der SB 18 angenommen, schließlich zeigte die SB 36 auf, dass mit diesen Chassis noch so Einiges möglich ist. Dennoch sollte die SB 18 bei besserer Heimkinotauglichkeit natürlich nichts an ihren Fähigkeiten als Stereolautsprecher verlieren. Also gingen wir guten Mutes daran, die durchweg mit guten Erfahrungen behafteten Chassis neu zu verschalten.
Gehäuse
Um den SB-Chassis ein neues Zuhause zu geben, mussten wir nicht einmal eine neue Zeichnung anfertigen, die alte passt auch für die Update-Weiche. Da wir für die Gehäuse der SB 18 remastered letztendlich nach entsprechender Suche noch einige Gehäuse fanden, finden Sie an dieser Stelle den Bauplan der ursprünglichen SB 18, es hat sich ja ohnehin nur die Frequenzweiche geändert.
Laut LspCAD hätten damals 15 Liter Nettovolumen für das Basschassis ausgereicht, doch wir haben uns für eine etwas tiefere, sauberere Abstimmung entschieden, die im Bassbereich auch bei Regalaufstellung nicht aufdickt. Dafür gibt es mindestens zwei Methoden: ein größeres Gehäuse oder ein längeres Bassreflexrohr. Die Lösung war hier die Kombination aus beidem, so vergrößerten wir das Innenvolumen auf 18,5 Liter bei einer Abstimmung auf knapp 38 Hz. Dafür benötigten wir einen Reflexkanal von 19 cm² Öffnungsfläche und 16,1 cm Länge.
Für das Gehäuse wurde damals 21mm dickes Multiplex eingesetzt, 18 mm hätten prinzipiell auch gereicht, doch die stabilen Holzwände haben dem Klang keinesfalls geschadet. Oberflächenbehandelt wurden das Multiplexgehäuse mit zwei Aufträgen PU-Klarlack. Optisch aufgepeppt wurde das Gehäuse durch eine kleine Schattenfuge an den Verbindungskanten. Zwei Beutel Sonofil sorgten für die interne Füllung mit Absorbtionsmaterial für einen sauberen Mitteltonbereich. Die Chassis wurden mit einer Oberfräse bündig in der Schallwand versenkt. Da der Aufbau der Boxen keine besonderen Kunstgriffe erfordert, haben wir den Aufbau selbst damals nicht fotografisch dokumentiert. Flugs die Löcher gefräst, Kabel an Chassis und Lautsprecherterminal gelötet und alles in die Kiste geschraubt - der Vorgang dauerte keine halbe Stunde und der Gehäusebau selbst wäre auch nicht viel aufwändiger gewesen.
Chassis
Die mittlerweile altbekannten Chassis wurden vor der ersten Box mit SB Acoustics-Bestückung bereits kurz zuvor ausführlich vorgestellt. Dennoch gehen wir hier kurz auf darauf ein.
Der Tiefmitteltöner SB17NRXC35-8 bildet die Basis für die SB 18 sowie auch die remastered Variante. Auch wenn der Tiefmitteltöner nun in einem durchgehend neutralen Schwarz erscheint, also ohne die grauen Flecken des Vorgängermodells, so sind die Parameter des Chassis dennoch im Rahmen normaler Toleranzen gleich bzw. praktisch identisch geblieben.
Der pulverbeschichtete Druckgusskorb mit seinen schmalen Doppelstegen und dem markant hochgezogenen Rand minimiert die Auswirkungen etwaiger Resonanzen auf das Magnetsystem und wurde überdies speziell für größtmöglichen Luftdurchsatz hinter der Membran ausgelegt. So gibt es unter der hoch angesetzten, flachen Zentrierung riesige Öffnungen, die einen freien Blick und - weit wichtiger - eine gute Luftzirkulation auf die 16 mm hoch gewickelte Schwingspule gestatten. Zusammen mit der 5 mm hohen Polplatte ergibt das rein rechnerisch einen linearen Hub von insgesamt 11 mm. Der Fiberglas-Schwingspulenträger misst für diese Chassisgröße beachtliche 35,5 mm im Durchmesser und umfasst einen durchbohrten Polkern mit strömungsgünstig geformter Luftaustrittsöffnung. Ein faradayscher Ring aus Kupfer hält den Klirrfaktor gering und dient gleichzeitig der Impedanzlinearität. Sehr weich fühlt sich die Gummisicke an, deren geringe Dämpfung die Mittelton-Wiedergabe verbessert. Die exponentiell statt konisch geformte Navi-Membrane ist sehr leicht und gleichzeitig dank ihrer Zusammensetzung aus mit Papyrus-Fasern verstärkter Pappe äußerst formstabil, so dass sich Partitialschwingungen (Membranbereichs-Teilschwingungen) in Grenzen halten.. Dieses Material hält nicht nur SB-Acoustics Entwickler Lars Goller für den idealen Membran-Werkstoff. Holzfasern und Papier sind gemessen an ihrem Gewicht die stärksten Materialien, erklärte er in einem Interview in der Image-Hifi. Auch wenn sie nicht frei von Verfärbungen sind, so werden diese vom Ohr bzw. Gehirn als angenehm empfunden, so dass sie quasi einen Klang mit Charakter erzeugen.
Als Partner wählten wir einen zum Tiefmitteltöner passenden Hochtöner aus, dessen nicht minder komplizierter Name SB26STC-C4 lautet. Seine getränkte Gewebemembran wird von einer breiten, flachen Sicke aus dem gleichen Material in einer matt schimmernden Kunststoff-Frontplatte gehalten. Die Kalotte ragt trotz der abgerundeten Schallführung, die gleichzeitig dem Pegelgewinn in bestimmten Frequenzbereichen dient, ein paar Millimeter über die Frontplatte hinaus. Zum Rand hin ist die Front zudem leicht abgeflacht. Mit dieser Membran-Geometrie konnten die Techniker das Rundstrahlverhalten außerhalb der Achse verbessern. Die 1,2 mm hohe Schwingspule wurde auf einen ungelochten Aluträger gewickelt und durch dicke Litzen mit den Lötfahnen verbunden.
Eine ganz besondere Konstruktion ist das Hochton Antriebssystem, und dabei ist nicht einmal die Beschaffenheit von Magnetring und Polplatten gemeint, sondern winzige Konstruktionsdetails, die ein gewissenhaftes Engineering verraten. So ist der Polkern durchbohrt und mit einer Kammer versehen, um die Resonanzfrequenz deutlich abzusenken und somit eine tiefere Abtrennung zu ermöglichen. Zur Verminderung von Reflexionen aus dieser Kammer wurde ein "Dome" auf die Öffnung gesetzt. Ein Kupferüberzug auf dem Polkern dient auch beim Hochtöner nicht allein der Optik, sondern entspricht ansatzweise einer Kupferkappe entsprechend dem faradayschen Ring des Tieftöners. Ferrofluid im Luftspalt benötigen die Ingenieure von ScAR nicht, da sie nicht für das Marketing arbeiten, sondern für den guten Sound. Ausreichende Kühlung erfährt der Hochtöner auch durch die Polkernbohrung.
Weiche
Zunächst tasteten wir uns vorsichtig an das Endergebnis heran, indem wir vom originalen Weichenaufbau ausgehend mit dem Clio Messsystem nach Verbesserungen suchten. So wurde aus dem ursprünglichen 18 dB-Filter für den SB 17 NRXC 35-8, solo gemessen in der Box (grün), schnell ein 12 dB Filter zweiter Ordnung (rot), welches lediglich auf die zweite Spule verzichtete. Ein kleiner Kondensator parallel zur ersten Spule diente der Begradigung des Plateaus zwischen 4 und 8 kHz (blau).
Ähnlich gingen wir an den Hochtonzweig (SB 26 STC-C 000-4 in Box = grün) heran, indem wir die jeweils zweiten Kondensatoren mit einem Kabel überbrückten und die Widerstände zur Pegelabsenkung beibehielten. Zwar war die Messkurve schon ganz ordentlich, doch lag sie im Pegel insgesamt zu hoch, auch unterhalb von 2 kHz (rot). Hier half ein Spannungsteiler, der den vierohmigen Hochtöner gleichzeitig an eine achtohmige Weiche anpasste. Das senkte den Pegel auf die vom Tiefmitteltöner vorgegebenen knappen 86 dB ab und erhielt den ersten Kondensator sowie die Parallelspule für den Hochtonzweig. Insgesamt wurde der Bauteileaufwand für die Frequenzweiche sogar reduziert, da zwei Widerstände, ein Kondensatorenpack sowie eine Spule aus der Weiche zu entfernt und eine ganz kleine Kapazität mit zwei neuen Mox-Widerständen in die Schaltung eingefügt wurden. Das ermöglicht auch den einfachen und preiswerten Umbau der alten SB 18 in die neue Version für den Aufbau eines Heimkinosystemes unter dem Einbeziehen vorhandener SB 18.
Die Messung der einzelnen Weichenzweige sowie das Summensignal zeigt die tadellose Funktion der Frequenzweiche. Die Trennfrequenz liegt bei 1.800 Hz weit genug von der Resonanz des Hochtöners bei unter 700 Hz. Eine Impedanzkorrektur haben wir für Röhrenfreaks ebenfalls ergänzt, damit diese ihre SB 18 weiterhin ohne Klangeinbußen an den glühenden Verstärker betreiben können.
Abstimmung
Die perfekte Abstimmung der passiven Frequenzweiche lässt sich in der Addition beider Amplituden jeweils unter 0, 30 und 60 Grad ablesen: In der Summe sind alle Senken und Überhöhungen nahezu ausgeglichen. Eine saubere Sache ist der Aufbau auf der zum Lieferumfang gehörenden speziellen Platine.
Auch wenn die Frequenzweiche völlig neu konstruiert wurde, so hatten wir bei der Abstimmung dennoch im Ohr, die guten Eigenschaften der SB 18 zu bewahren. Mit der Dimensionierung der vor den unteren Tieftöner geschalteten Spule kann der Grundtonbereich "eingestellt" werden, so dass die (Männer-)Stimmwiedergabe bei größere Spule dünner und bei kleinerer Spule fülliger ausfällt. Unsere Weiche hat eine für einige Leser wichtige Besonderheit aufzuweisen: Drei zusätzliche, nicht trennungsrelevante Bauteile dienen als Impedanzkorrektur für den Betrieb dieser Lautsprecher an Röhrenverstärkern, die sehr unwirsch auf einen ungeraden Impedanzgang reagieren. Diese finden ihren Platz auch auf der Platine und können über eine Kabekbrücke wahlweise hinzu- oder abgeschaltet werden. Der Bedarf an Dämmstoff ist bei dieser Bauanleitung mit fünf Beuteln Sonofil vergleichsweise hoch.
Messungen
Klang
Gemäß der Worte von Lars Goller in der Image-HiFi wurden die Boxen parallel zu den Wänden frei im Raum aufgestellt. Das ist ganz allgemein eine gute Aufstellung, solange die Chassis nicht so stark bündeln, dass sich anstelle einer gescheiten Stereohörzone nur noch ein winziger "Sweet Spot" ergibt
Die Spannung war groß, wie sich die Neulinge den klanglich geben würden und so war die Enttäuschung groß, als die ersten Töne erklangen: da war kaum Bass, die Stimmen klebten an den Boxen und die Bühne war nur breit, aber nicht besonders tief. Zumindest, bis wir bemerkten, dass eine Box verpolt angeschlossen war. Schlimm ist also nur, wenn man die Verpolung nicht bemerkt.
Schon sang Sade wie eh und je mit markanter Stimme in der Mitte, untermalt mit knackigem Bass, Drums und fein aufgelösten Percussions. Das Wort vom angenehmen Klangcharakter der Pappmembran fanden ihre Bestätigung. Die Sparte "angenehme, ruhige Barmusik" meisterte die SB 18 zur vollen Zufriedenheit. Wir blieben bei kleinen Besetzungen und lauschen den Klängen von Klavier, Contra-Bass und Schlagzeug, gespielt von EST. Kaum zu glauben, wie viel Musik diese drei Männer machen konnten. Ohne Mühe und Anstrengung folgte die SB 18 dem beschwingten Hörgenuss und enthielt sie sich jeder Auffälligkeit, durch die allzu viele Boxen hervorstechen sollen. Auch wenn die drei Musiker alles gaben, blieben feinste Nuancen vernehmbar, beispielsweise in Form des Streichens des Besens über die Becken. Auch bei Trommeln, deren straff über den Korpus gespanntes Fell angeschlagen wurde, kam gleichermaßen Life-Feeling auf wie beim Schnarren losgelassener Basssaiten oder beim Knarzen, wenn diese auf Holz trafen. Der Bass wirkte druckvoll, konturiert, klar, durchhörbar und tiefer, als von einem 17 cm Chassis gewohnt. Auch bei Mahlers erster Symphonie saßen wir in der ersten Reihe und konnten das in drei Dimensionen aufgebaute"große Orchester" genauso genießen, wie Mozarts Violinen-Konzert Nr.5, wo die Bewegungen des Sologeigers geradezu hörbar wurden. Die anschließend aufgelegte gute, alte Rockmusik, live dargeboten von den Doors, begrüßten die SB 18 nicht als Kulturschock, sondern boten geradezu eine Verjüngungskur für den Zuhörer. Bereits die damalige Version überzeugte also auf ganzer Linie und durfte sich auf Ohrhöhe in die Riege weit teurerer Boxen einreihen.
Fazit
Nichts eingebüßt hat die "neue" SB 18 von ihrer Homogenität und dem bruchlosen Übergang der beiden Chassis. Der zuvor leicht ansteigende Frequenzgang wurde durch die neue Weiche begradigt, die Mittellagen leicht zurückgenommen. Diese kleine tonale Änderung entspricht nun dem Klang der anderen Familienmitglieder im Heimkino-Einsatz. Beibehalten wurde die hervorragende Stereo-Performance, der Bühneneindruck reicht weiter in die Tiefe und Details werden weniger präsent wiedergegeben, doch die wesentlichen Vorzüge der SB 18, die zu ihrer immensen Beliebtheit geführt haben, sind nicht beeinträchtigt.
So bietet sie weiterhin eine großartige Dynamik und eine Feinauflösung, die in dieser Preisklasse ihresgleichen sucht. So haben wir die "remastered" Version nicht umbenannt, es ist weiterhin die gute alte SB 18 mit den gleichen Qualitäten der Vorgängerversion.